Vereinshistorie
Historie von Borussia Derschlag – 1920 bis heute
Anfänge vor der Gründung
Lange bevor es zur Gründung der Borussia kam, wurde in Derschlag bereits Fußball gespielt. Als Initiatoren des Derschlager Fußballs gelten die Vettern Erwin und Fritz Huland, die den Sport von der Schule in Bergneustadt nach Derschlag brachten. Der Anfang war bescheiden, die Begeisterung dafür umso größer. Zu den jungen Pionieren zählten Willi Westebbe, Wille Pennekamp, Erwin Giebeler, Eugen Bäumer, die Gebrüder Dillenhöfer und viele weitere, deren Namen heute teils nicht mehr bekannt sind. Gespielt wurde auf einem kleinen Turnplatz hinter dem Bahndamm; Eugen Bäumer erinnerte sich später an eine „kümmerliche Angelegenheit“ – doch die Leidenschaft der Jugend war enorm.

Der Erste Weltkrieg unterbrach diese Entwicklung, auch wenn an der Front in Kompanien und Regimentern bei jeder Gelegenheit Fußball gespielt wurde. Nach Kriegsende wuchs der Wille, in der Heimat neu anzufangen. Die Vettern Huland fielen als treibende Kräfte aus – einer wanderte nach Amerika aus, der andere starb an seinen schweren Verwundungen – und auch andere Mitspieler gingen ihren Weg oder kamen ums Leben. Dennoch blieb der Plan, den Fußballsport in Derschlag fest zu verankern.
Gründung 1920 und der Name „Borussia“
Im Sommer 1920, kurz nach der Gründung des Oberbergischen Rasensportverbands im Juli, kam es im Vereinslokal Schiffbauer in der Turmstraße zur offiziellen Vereinsgründung. Erster Vorsitzender wurde Postsekretär Kullmann, der auch den Namen „Borussia“ vorschlug – die versammelten Fußballfreunde nahmen ihn an. Schriftliche Protokolle fehlen, doch die Gummersbacher Zeitung meldete am 24. August 1920, dass die Borussia bereits 78 Mitglieder zählte; rund 30 Fußballfreunde waren zur Gründungsversammlung erschienen. Der Spielbetrieb war von Beginn an ein Kraftakt: Trikots, Bälle und alles Nötige finanzierten die Spieler selbst, jeder brachte große Opfer. Auch die Frauen im Umfeld trugen den jungen Verein – sie nähten Fahnen und stickten goldene „B“ auf die Trikots. Die Turner standen dem neuen Fußballverein anfangs skeptisch gegenüber, wie vielerorts in jener Zeit, doch die Idealisten in Derschlag ließen nicht locker.
Plätze, Umzüge, Sicherung der Heimat
Der erste Platz hinter dem Bahndamm – damals am Standort eines früheren Schießstands – war zu klein. Nach erfolgreichen Gesprächen mit Fabrikant Bubenzer entstand ein neuer Sportplatz auf einer großen Wiese; dort befindet sich heute das Industriegebiet „Am Stauweiher“. 1925 gründete sich die DJK Derschlag. In einem langen Gespräch mit Pastor Schmitz wurde erreicht, dass die DJK keine Fußballabteilung gründete und sich auf Turnen und Leichtathletik konzentrierte – ein wichtiger Schritt, um Spannungen zu vermeiden. Die Freude über den neuen Platz währte nur kurz, denn wegen eines geplanten Staubeckens musste das Gelände wieder abgegeben werden. Die Borussia stand vor einer Hängepartie. Als Ausweg bot sich der frühere Langholzlagerplatz der Firma Alexander Remscheid an; nach zähen Verhandlungen überließ die Firma das Areal für eine Jahresmiete von 900 DM. Der damalige Vorsitzende Erich Sterzenbach lehnte zunächst ab, doch der „Geist der Borussia“ setzte sich durch: Die Spieler brachten die erste Jahresmiete selbst auf.

Um den Platz zu sichern, wurde Anfang April 1931 ein Auswahlspiel ausgetragen, dessen Einnahmen die Kosten decken sollten – der Erfolg übertraf die Erwartungen. Überschattet wurde diese Phase vom tragischen Tod von Josef Schmidt aus Sessinghausen, der nach einem unglücklichen Lebertritt am 15. April 1931 im Krankenhaus Bergneustadt verstarb.
Erste Ligenjahre bis 1933
Am 29. August 1920 nahm die Borussia den offiziellen Spielbetrieb auf und wurde in die C‑Klasse des neuen Verbandes eingeteilt, mit Gegnern wie Bergneustadt, Friedrichsthal, Frömmersbach I, Gummersbach II, Hunsheim, Mittelagger, Mühlensessmar I und Wiedenest I. Der sportliche Erfolg wechselte, doch wichtig war vor allem, als Vereinsmannschaft um Punkte zu spielen. Schon 1921 stellte die Borussia fünf Teams – drei Senioren‑ und zwei Jugendmannschaften. Zwischen 1922 und 1925 klaffen Quellenlücken, doch ab der Saison 1925/26 taucht der Name wieder regelmäßig in der Presse auf: Die Mannschaft spielte in der B‑Klasse und beendete die Saison auf Platz fünf. Dass Aufstellungen schon damals Kopfzerbrechen bereiteten, zeigt ein Spielbericht der Gummersbacher Zeitung über den 6:1‑Pokalsieg gegen Homburg, der die zuvor „grauenhafte Umstellerei“ kritisierte. 1926/27 schloss die Borussia sehr erfolgreich als Dritter ab, 1927/28 – nach Neugliederung des Gaus Oberberg – wurde sie aufgrund guter Leistungen der Gruppe 1 zugeteilt und erreichte Rang vier. 1928/29 blieb sie im hinteren Mittelfeld. 1929/30 folgte ein Meilenstein: Mit einem 2:1 gegen Waldbröl am 11. Mai 1930 wurde die Borussia Meister der Gauklasse und Kreismeister. 1930/31 spielte man in der 2. Bezirksliga gegen Bergneustadt, Drabenderhöhe, Engelskirchen, Gummersbach, Vollmerhausen, Waldbröl und Wiehl. Erstmals wird in dieser Zeit auch die 2. Mannschaft erwähnt: Sie trat in der 2. Gauklasse, Gruppe 1, gegen Bergneustadt II, Dümmlinghausen, Mittelagger, Windhagen, Wasserfuhr und Eckenhagen an. Die neue Klasse konnte bis 1933 gehalten werden.
Neuordnung, Kriegsjahre und Quellenlücken
Vor der Saison 1933/34 wurde der Spielkreis neu geordnet: Fußball‑Oberberg wurde aus dem Bergisch‑Märkischen Bezirk herausgelöst, der Gau Oberberg gehörte fortan zum Fußballkreis Siegburg. Borussia Derschlag spielte nun in der 2. Kreisklasse und wurde auf Anhieb Gruppenerster; ein 8:1 gegen Hermesdorf krönte eine Saison mit 34:6 Punkten vor Bergneustadt und Oettershagen. 1934/35 führte die Borussia im Januar die 1. Kreisklasse mit 21:4 Punkten an, doch ab Frühjahr fehlen Zeitungen; 1936 stellte die Gummersbacher Zeitung ihr Erscheinen ein. Von 1935 bis Kriegsende ist der sportliche Weg nur bruchstückhaft überliefert. Etwa 1942 wurde der Spielbetrieb ganz eingestellt, die Jugend spielte beinahe bis zum Kriegsende weiter. Hinweise stammen u. a. aus Chroniken von Kreissportbund und Sporthilfe Oberberg (1980) von Heinrich Heidenpeter.
Neustart und Zusammenschluss zum TuS Derschlag
Nach dem Zusammenbruch 1945 sammelte Friedel Kühne die Fußballbegeisterten, begann mit einer Jugendmannschaft, und bereits im August stand wieder ein spielbares Team auf dem Platz. In den Reihen des Turnvereins von 1881 und des Sportvereins Borussia von 1920 wuchs der Wille, die Kräfte zu bündeln. Auf Einladung des damaligen Borussia‑Vorsitzenden Josef Arnold kam es am 30. März 1946 im Eckenhagener Hof zur Generalversammlung beider Vereine; einstimmig wurde der Zusammenschluss zur Turn‑ und Sportvereinigung von 1881 e. V. Derschlag beschlossen. Fußball‑Abteilungsleiter wurde Friedel Kühne. Der Meisterschaftsbetrieb im Fußballkreis Oberberg war bereits am 11. November 1945 wieder angelaufen; 1945/46 wurde Derschlag Vierter der Aggergruppe. Für 1946/47 wurde der Kreis in 1. und 2. Kreisklasse gegliedert; neben Derschlag spielten Bergneustadt, Dieringhausen, Drabenderhöhe, Engelskirchen, Gummersbach, Schönenbach, Waldbröl, Wiehl und Wildbergerhütte/Odenspiel. Unter Trainer Hans Dasbach wurde Derschlag – nach 1929/30 – zum zweiten Mal Kreismeister und stieg in die Bezirksliga auf. Heidenpeter schrieb 1962, diese Mannschaft habe das Ansehen des oberbergischen Fußballs nach 1945 außergewöhnlich geprägt.
Große Kulissen, Finanzlasten und sportliche Höhepunkte
Die Saison 1947/48 begann furios. Im ersten Bezirksklassen‑Spiel am 21. September 1947 wurde Hertha Bonn vor 1.489 zahlenden Zuschauern mit 21:0 geschlagen. Die Schiedsrichtergestellung war ein Problem: Am 12. September 1947 mahnte der Verband fünf „brauchbare“ Schiedsrichter oder Anwärter an und drohte andernfalls mit Ausschlüssen; Auswärtsfahrten erforderten zudem Fahrbefehle des Straßenverkehrsamts. 1948 und 1949 gehörte die TuS zur Spitzengruppe, doch der Sprung in die Landesliga gelang erst 1949/50. Obwohl Derschlag hinter Opladen nur Zweiter wurde, reichte es zum Aufstieg in die Landesliga Mittelrhein: 22 Spiele, 16 Siege, 2 Unentschieden, 4 Niederlagen, 82:25 Tore, 34:10 Punkte. Sportlich verstärkt, geriet der Verein finanziell an Grenzen. Kritiker sprachen von „Legionären“, und trotz hoher Platzeinnahmen – auch aus zahlreichen Freundschaftsspielen – kam es immer wieder zu Engpässen; Spendenlisten aus der Zeit belegen das eindrucksvoll.

1951/52 spielten 16 Mannschaften in der Landesliga; nach Platz zwei zur Halbserie wurde es am Ende Rang fünf, bei laufender Fluktuation im Kader. 1952/53 erreichte das Team Rang sechs; 17 Heimspiele sahen 12.121 Zuschauer, das Topspiel gegen Bergisch Gladbach am 19. November lockte 1.591 Besucher, im Schnitt waren es 713. Brutto‑Platzeinnahmen von 10.395 DM standen einem Überschuss von 317,87 DM gegenüber. 1953 wurde SV Bergisch‑Gladbach 09 Deutscher Amateur‑Meister; Derschlag war mit vier Vertretern zur Feier eingeladen. Die zweite Mannschaft spielte dauerhaft in der zweiten Kreisklasse, nahm 1952/53 an der Landesliga‑Reserverunde teil und verlor 1954 in Vollmerhausen das Entscheidungsspiel gegen Elsenroth um den Aufstieg in die 1. Kreisklasse. 1953/54 wurde erneut Rang sechs erreicht, 77 Dauerkarten wurden verkauft.
Infrastruktur: Sportjugendheim, Umbrüche und neue Heimat am Epelberg
1953 begann der Bau des Sportjugendheims am Sportplatz aus Totomitteln. Eigentümer war der Fußballverband Mittelrhein, das Verfügungsrecht lag beim Verein; 1954 wurde es fertiggestellt und später Vereinseigentum. Nach der Saison 1954/55, die die TuS auf Platz zehn beendete, wurde es immer schwerer, die Klasse zu halten; Spieler mit passender Qualität waren finanziell kaum zu binden. Auf der schwach besuchten Generalversammlung im Mai 1956 stellte der zurückgetretene Vorsitzende Ernst Rossenbach fest, die Ausgaben für die Fußballelf seien zu hoch und es gebe nur noch wenige Idealisten – ein Befund, der zeigt, dass solche Debatten keine Erfindung der Gegenwart sind. 1955/56 gelang der Klassenerhalt erst im vorletzten Spiel mit einem 3:1 bei Rapid Köln. 1956/57 musste die TuS die Landesliga verlassen und stieg in die Bezirksliga ab; im letzten Heimspiel gegen Hertha Rheidt kamen 666 zahlende Zuschauer. Unter Trainer Franz Momirski, der in den 60ern u. a. Offenbacher Kickers und den VfL Osnabrück trainierte, folgten zunächst wieder gute Ergebnisse. Legendär blieb das Lokalderby am 23. November 1958 in der Lochwiese: Vor rund 2.000 Zuschauern, mindestens zur Hälfte aus Derschlag, gewann die TuS mit 4:0 gegen Gummersbach.

1960 reichte die Bezirksliga dennoch nicht mehr – Abstieg in die 1. Kreisklasse, 1963 sogar in die 2. Kreisklasse. Viele Anhänger zogen sich enttäuscht zurück; umso größer ist der Dank an die unermüdlichen Macher jener Jahre, etwa Hans Kessler, Erhard Raser und Heinz Schulz, die das „Derschlager Fußballschiff“ vor dem Untergang bewahrten. Bis 1967 spielten erste und zweite Mannschaft in der 2. Kreisklasse. 1967 gelang nach drei Anläufen der Aufstieg in die 1. Kreisklasse, 1969 folgte der erneute Abstieg – kurz vor dem 50‑jährigen Jubiläum.
Jubiläum, Sportwoche und Flutlicht
Die Saison 1969/70 drehte nach schwachem Start auf; Spiel um Spiel rückte die TuS an die Spitze und gab sie nicht mehr ab. Am drittletzten Spieltag reichte ein 0:0 auf der „Hohen Belmicke“ zur Meisterschaft, weil der Verfolger patzte. Das 50‑jährige Jubiläum wurde vom 27. Juni bis 5. Juli 1970 würdig begangen: Festakt in der vollbesetzten Mehrzweckhalle Rebbelroth, sportliche Veranstaltungen und ein Vereinsabend im Eckenhagener Hof. Der erhoffte Aufschwung blieb zunächst aus; viel Arbeit blieb auf wenigen Schultern. In Erinnerung an den am 31. März 1970 verstorbenen Abteilungsleiter Heinz Schulz richtete der Verein am 12. und 13. Juni 1971 das erste Heinz‑Schulz‑Gedächtnisturnier aus – am Samstag für Alte‑Herren‑Teams, am Sonntag für erste Mannschaften – der Beginn einer Reihe, die sich zur heutigen Sportwoche entwickelte, einem Fixpunkt sportlich wie finanziell. 1973 musste die TuS erneut Rückschläge verkraften und stieg mit erster und zweiter Mannschaft in die Kreisligen B und C ab. 1976 wurde das 1953/54 errichtete Sportjugendheim abgerissen, da das Areal um Sportplatz und Freibad als Gewerbegebiet ausgewiesen war; das mittlerweile vereinseigene Gebäude kaufte die Stadt an. Die Aufteilung des Verkaufserlöses sorgte für Unruhe, am Ende konnte die Fußballabteilung den Großteil für sich sichern. Übergangsweise dienten die „Holländer Diele“ und die Mehrzweckhalle in Rebbelroth als Umkleiden. Im Frühjahr 1978 musste auch der Platz am Freibad aufgegeben werden.

Ab Mai 1978 spielte die TuS auf der neuen Kampfbahn Typ C im Schul‑ und Sportzentrum Epelberg. Der zentral gelegene, gut gepflegte Platz wurde zur neuen Heimat – ideal wäre ein zweites Feld gewesen. Es war bereits der fünfte Spielort in der Vereinsgeschichte. Wie schwer ein Wiederaufstieg ist, zeigten die Folgejahre: Oft fehlte nur ein Punkt. Erst 1978/79 gelang unter Trainer Klaus Reuber der Sprung in die Kreisliga A, und 1979 wurde mit städtischer Hilfe, einem 15.000‑DM‑Zuschuss des Regierungspräsidenten, Bausteinverkäufen, Eigenmitteln und Eigenleistung sowie einem 8.000‑DM‑Darlehen die Flutlichtanlage gebaut. 1981 stieg die zweite Mannschaft in die Kreisliga B auf; 1985 entging der Verein nur knapp dem Konkurs dank des Entgegenkommens der Hauptgläubiger.
Auf und ab: späte Achtziger bis Mitte der Neunziger
Am Ende der Saison 1987/88 folgte ein sportlicher Dämpfer: Nach fast zehn Jahren Kreisliga A musste die Erste in die Kreisliga B absteigen. 1989 gelang unter Spielertrainer José María Sarrio die Rückkehr in die A‑Klasse, in der bis 1993 gespielt wurde. Am 13. Mai 1993 feierte Derschlag ein Herzschlagfinale: Mit 6:0 gegen TuRa Dieringhausen fing die TuS Brüchermühle dank der besseren Tordifferenz noch ab und stieg in die Bezirksliga auf; Trainer der Aufstiegsmannschaft war Christian Burghaus aus Olpe.

1994 wurde die Klasse am letzten Spieltag gehalten. Für die Reserve war 1994 ein Rekordjahr: Mit 41:11 Punkten belegte sie Rang zwei in der Kreisliga B und gewann vor rund 400 Zuschauern das Entscheidungsspiel gegen Morsbach II mit 2:0 – der erste Aufstieg einer Derschlager Zweiten in die Kreisliga A. 1995 kämpften beide Teams schwer um den Klassenerhalt; zum Zeitpunkt der Drucklegung war der Ausgang offen – ein Zeitdokument, das die Spannung jener Wochen konserviert.
Turnierkultur und Medien
1988 veranstaltete der Verein erstmals ein Hallenturnier für Senioren. Der „Budenzauber“ wurde zum Publikumsmagneten, regelmäßig hervorragend besetzt und bescherte der Halle bis zu 500 Zuschauer. Zwischen 1990 und 1994 erschien die Vereinszeitung „Im Netz“, locker geschrieben – oft von aktiven Spielern. 1992 zeichnete der Fußballverband Mittelrhein die Redaktion mit dem Peter‑Josef‑Arnold‑Gedächtnispreis aus.
Freundschaftsspiele: große Gegner, große Kulissen
Die Fülle an Freundschaftsspielen der Nachkriegsjahre ist legendär. Der erste Gegner nach dem Krieg war die Divisionsmannschaft der Irish Guards in Gummersbach, gespickt mit fünf Nationalspielern; das Spiel endete 1:5. 1946 folgten Partien gegen TuRa Düsseldorf am 18. April in Derschlag, das vor rund 750 Zuschauern 2:3 verloren ging, sowie gegen TuRa Bonn, wo die Mannschaft mangels befahrbarer Rheinbrücken per Fähre anreisen musste und 1:8 verlor. Am Ostersamstag, dem 7. April 1947, trat Derschlag in der Gummersbacher Lochwiese vor großer Kulisse gegen Rot‑Weiß Oberhausen an. Verstärkt durch Kupfer, Merz und Schaupp von Schweinfurt 05 unterlag man 3:5; alle drei Derschlager Treffer erzielte Hubert Gralla, RWO spielte mit Nationaltorwart Jürissen. Am 31. Juli 1947 kam es in Derschlag zum Duell gegen Schweinfurt 05, das 3:5 endete. Der Verein gab in dieser Zeit ein eigenes Mitteilungsblatt heraus; Dr. Helmut Solbach schrieb am 1. August 1947 über die „Hebung der Spielkultur“, Hans Deckert, der spätere DFB‑Spielausschusschef, über „Warum spielt Schweinfurt in Derschlag?“. Aus dem Jahr 1948 ragen drei Begegnungen heraus: Am 15. April war der wenige Wochen zuvor gegründete 1. FC Köln zu Gast; für eine Garantiesumme von 1.000 RM, einen Trikotsatz und ein Abendessen für 18 Personen trat der FC an – Derschlag verlor 1:7.

Am 24. August spielte die TuS in Vollmerhausen gegen den FC St. Pauli, der kurz zuvor den Deutschen Meister 1. FC Nürnberg mit 5:0 bezwungen hatte; vor über 6.000 Zuschauern, die teils mit Sonderzügen aus Waldbröl, Köln, Wuppertal, Hagen und Olpe anreisten, hieß es am Ende 1:5.

Am 19. Dezember kam die „Walter‑Elf“ des 1. FC Kaiserslautern nach Derschlag. Vor über 5.000 Zuschauern gewann der FCK 8:2; Schiedsrichter war Dr. Peco Bauwens aus Köln, der spätere DFB‑Präsident, Bundestrainer Sepp Herberger schaute zu. Eine Anekdote hält die Erinnerung wach: Als die Handballer des VfL Gummersbach 1965 zur Deutschen Meisterschaft nach Stuttgart fuhren, trafen sie Herberger im Zug. Er kannte Gummersbach – aber noch bekannter war ihm Derschlag, wo der FCK einst gespielt habe und ein Fabrikant namens Waldemar Krieger ihn und Fritz Walter am liebsten „gleich verpflichtet“ hätte.



1949 kamen weitere namhafte Gegner: Fortuna Köln am 1. Mai in Derschlag mit 3:5, der VfL Bochum am 8. Mai beim Sportfest in Gerlingen/Olpe mit 0:3. Am 12. August 1950 gastierte der First Vienna Football Club in Derschlag; als Belohnung für den Aufstieg in die Landesliga der höchsten Amateurklasse sahen 3.000 Zuschauer ein Spiel, das die Presse „Wiener Walzer der Fußballkunst“ nannte – Endstand 2:4. Der luxemburgische Meister Jeunesse d’Esch wurde am 27. Mai 1951 in Derschlag mit 4:3 geschlagen, das Rückspiel in Luxemburg endete 1:3. Am 20. Juni 1951 besiegte die TuS in Gummersbach Atlets I. K. Halmstad, Zweite Schwedische Division, mit 2:0. Weitere Gegner dieser Jahre hießen Marathon Remscheid, Preußen Dellbrück, Düren 99, VfR Köln, Duisburg 48/99, SSV Wuppertal sowie internationale Gäste wie 1. F. B. Nyköbing aus Dänemark und R. K. S. V. Sarto Tilburg aus den Niederlanden.
Personen und Funktionen
Aus der Borussia Derschlag 1920 sind als Vorsitzende unter anderem Josef Arnold, Eugen Bäumer, Artur Braun, Karl Buchkremer, Kullmann, Lorenz, Hermann von der Linde und Erich Sterzenbach überliefert. Als Abteilungsleiter bis 1970 wirkten Friedel Kühne, Walter Waffenschmidt, Hans Weyland, Adolf Heitmann, Willi Cramer, Karl‑Walter Köster, Huhn – in den Quellen teils als Franz‑Peter, teils als Franz‑Dieter benannt – sowie Heinz Schulz und Heinz Kolkenbrock. Von 1970 bis 1995 prägten Hans Kessler, Hugo Wöster, Arno David, Hans‑Otto Schneider, Erhard Schneider und Manfred Koch die Abteilung. Bei den Jugendleitern werden bis 1970 Friedel Kühne, Alfred Lenz, Edwin Huland – mitunter auch als Hulland überliefert –, Rolf Cramer, Kurt Kriegeskotte und Heinz Kolkenbrock genannt; für die Zeit bis 1995 sind Wolf‑Dieter Huland, Kurt Kriegeskotte, Karl‑Heinz Kemper, Peter Ommer, Erich Anders, Paul Scheppe, Dietmar Obst und Martin Reich belegt.
Eigenständigkeit, Kreismeistertitel und moderne Kapitel
Nach den bewegten Neunzigern setzte der Verein seine Geschichte mit viel Herzblut fort. Am 5. März 2004 beschlossen 74 Mitglieder die Gründung des FC Borussia Derschlag und damit die steuerliche Eigenständigkeit gegenüber dem TuS. Bereits in der Saison 2003/04 holte die Erste unter Spielertrainer Stefan Witt den Kreismeistertitel – nach einer Mammutrunde mit 38 Meisterschaftsspielen und acht Wochenspieltagen – und feierte mit einem umjubelten Corso durch Derschlag und einer großen Party im Eckenhagener Hof.

Die folgenden Jahre brachten Höhen und Tiefen: 2004/05 scheiterte der Bezirksligaklassenerhalt knapp; Verletzungen, Bauvorhaben und berufliche Fortbildungen hatten Lücken gerissen.

2009/10 gelang mit Trainer Viktor Köhn der Titel in der Kreisliga C, 2010/11 folgte mit 77 Punkten und 88:35 Toren der Meistertitel in der Kreisliga B3 – ein Durchmarsch, der das Selbstvertrauen zurückbrachte. Am 9. Juli 2011 wurde die multifunktionale Anlage Ernst‑Bohle‑Park eingeweiht; im Einlagespiel traf die Borussia auf die Traditionsmannschaft von Borussia Dortmund und verkaufte sich bei der 1:5‑Niederlage teuer. 2011/12 hielt die Erste in der Kreisoberliga Kurs, die Zweite schaffte mit Trainer Dimi Wirschke die Meisterschaft und den Aufstieg in die Kreisliga C – gefeiert wurde standesgemäß, inklusive Meistertour nach Mallorca. Parallel kehrte mit Olaf Zepper, Basti Haas und Florian Ramisch eine Dritte in den Spielbetrieb zurück; die Damenabteilung entwickelte sich mit engagierten Trainerteams und später auch in Spielgemeinschaften weiter.

2012 übernahm Steffen Fastenrodt den Vorsitz von Manfred Koch, unter dessen Ägide Vereinsheim und Kunstrasen verwirklicht worden waren. Die 60‑jährige Freundschaft mit R. K. S. V. Sarto Tilburg wurde 2013 in der Aula der Gesamtschule Derschlag feierlich begangen; Bürgermeister Frank Helmenstein hielt ein Grußwort. In den Jahren bis 2020 prägten Trainerwechsel, Klassenerhaltkämpfe, ein starker Unterbau und die Kultur von Budenzauber und Sportwoche den Alltag. Die Corona‑Pandemie brachte 2019/20 einen Saisonabbruch nach 17 Spieltagen, 2020/21 eine Unterbrechung im Oktober und später die Annullierung – die Erste stand nach acht Partien auf Platz vier.
Heute und morgen
Borussia Derschlag lebt vom Miteinander auf und neben dem Platz. Der Ernst‑Bohle‑Park ist Treffpunkt für Senioren, Jugend und Damen‑SG; die Sportwoche und der Budenzauber sind fest im Kalender verankert. Die Geschichte des Vereins ist reich an Wechseln, Erfolgen, Rückschlägen und besonderen Menschen – und sie wird fortgeschrieben von allen, die sich Woche für Woche engagieren. Wer mitmachen will, findet in Derschlag eine Heimat: als Spielerin oder Spieler, als Trainerin oder Trainer, als Helferin oder Helfer, als Mitglied und Freund der Borussia.
